Elisabeth – IV. Stamm
Auch schon vor uns haben sich viele gefragt, was wohl aus Elisabeth Koppehele und ihren Nachkommen geworden sei. Es gibt leider nur wenig schriftliche Angaben zu ihrer Person. Den Stammtafeln in den roten Lederbänden (Signatur 47/IV/01/48h/11) in Jüterbog entnimmt man, dass es eine dritte Tochter gab – Elisabeth. Aber das war es auch.
Auf den Übersichtstafeln ist nicht einmal vermerkt, dass sie verheiratet war. Weder im ersten Band, noch in den zwei weiteren Bänden. Einen vierten Band, der die Stammlinie für Elisabeth hätte sein können, gibt es im historischen Stadtarchiv Jüterbog nicht. Und ich nehme stark an, dass es einen solchen auch nie gab, denn es wurde immer nur von drei Bänden gesprochen.
Eine der Schwierigkeiten, diese Stammtafeln in eine, für die heutige Zeit brauchbare, Form zu bringen, ist neben der unglaublichen Anzahl der Nachkommen, vorallem die teilweise kaum zu entziffernde Kurrentschrift und das Fehlen von exakten Daten.
Dazu kommt noch, dass die Eltern bei der Namensfindung nicht wirklich kreativ waren. Namen wie Anna und Elisabeth für Mädchen oder Hans und Georg für Jungen waren keine Seltenheit. Bei den männlichen Nachkommen wurde zwar meist der Beruf angegeben, aber da die meisten von ihnen Hüfner (Bauer) waren, dienen diese Angaben auch nicht immer zur Identifikation. Eine kleine Hilfe ist bei weiblichen Personen der Name des Ehemannes, falls es bei der Erstellung des Datenblattes bereits einen gab.
Wir erhofften uns also von den restaurierten Dokumenten, die sich in dem Aktenkonvolut „Das Koppehel’sche Legatum zu Magdeburg, 1768-1775“ (Hist. Stadtarchiv Jüterbog, Signatur 3248) befanden, einige ergänzende Informationen. Erfreulicherweise fanden wir sie auch. Siehe auch: Patenschaft für das Koppehelsche Legatum zu Magdeburg 1768-1775 und Person.
Bei diesem Akten-Konvolut handelt es sich um 195 Blätter, das heißt 391 Scans, die unter der Signatur 3248 im hist. Stadtarchiv Jüterbog seit Juni 2020 wieder gelesen werden können.
Da Frau Rainer und ich schon bei den Stammbaumblättern gute Erfahrungen mit Arbeitsteilung hatten, haben wir sehr pragmatisch die Durchsicht der Scans geteilt.
Ich übernahm die Nummern 1- 199, Frau Rainer 200 – 391. Beinahe gleichzeitig stießen wir auf eine Ungereimtheit.
Es geht um die Blätter, mit den Signaturen 3248_180 und 3248_331-335:
Das linke Bild geht von Hans Koppehele und seiner Tochter Anna (I. Generation) aus. Diese heiratet einen Herrn Gericke, bekommt eine Tochter namens Anna (II. Generation), welche einen Herrn Rehan heiratet. Deren Tochter heißt Dorothea Rehan (III. Generation), die 1637 Thomas Werckner heiratet.
Das rechte Bild beginnt eben mit dieser Dorothea Rehan, die, 1637 eben jenen bereits erwähnten Thomas Werckner heiratet. Das passt herrlich zusammen. Allerdings gab es ein Problem.
Wie passt Großmutter Anna da hinein? Gar nicht.
Hans Koppehele hatte drei Töchter, von denen eine Anna hieß. Die hatte aber erwiesenermaßen einen Herrn Dümde geheiratet, wie man aus der ganz oben gezeigten Übersicht ersieht. Es gab auch eine Tochter Elisabeth, ohne jegliche Angaben, wie auf dem oben gezeigten Übersichtsblatt zu sehen ist. Konnte es tatsächlich ein Irrtum des Amtsschreibers sein?
Wir durchforsteten – wieder einmal – alle Unterlagen. Im Laufe der letzten Jahre habe ich von Familienmitgliedern viel Material bekommen und tatsächlich fand ich bei Wegeners Unterlagen eine Bestätigung für unsere Vermutung. Aus dem Jahr 1994 gibt es ein von ihm verfasstes Typoskript mit dem Titel: Vier bzw. fünf Generationen Familie Koppehele im Raum Jüterbog. Es wurde mir freundlicherweise von Gerlinde Kühn zur Verfügung gestellt. Herbert Wegener, ein Familienmitglied, hat sich in den 1980er und 1990er Jahren sehr intensiv mit der genealogischer Koppeheleforschung beschäftigt. Sein Nachlass befindet sich heute im historischen Stadtarchiv Jüterbog und wartet darauf gesichtet zu werden.
Neben den örtlichen Kirchenbüchern dienten ihm auch einige örtliche Chroniken als Quellen. Wichtig in unserem Falle ist jene von Johann Gottlob Schulze, Annales der Stadt Jüterbog oder Merkwürdige Begebenheiten…, 1829, handschriftlich, Pfarrarchiv Kloster Zinna und jene von Carl Gottlob Koehler, Chronik der beiden Dörfer Werbig und Graefendorf, 1858, handschriftlich, Pfarrarchiv Werbig. Erstere Chronik ist allgemein als die „Schulze-Annalen“ bekannt. In beiden Chroniken wird die Ehe Elisabeths mit Andreas Gericke bestätigt.
In diesem Typoskript heißt es auf Seite 5:
„In den beim Stadtarchiv Jüterbog befindlichen Übersichtstafeln der Koppehel’schen Familienstiftung werden genannt:
Hans Koppehele, „Bauer in Gräfendorf“ und seine Kinder
1. Georgius, „Canonicus in Magedburg, Urheber der Stiftung“
2. Thomas, „Bauer in Gräfendorf“ (I. Stamm)
3. Margarethe, „verehelicht an den Windmüller Steindorf zu Damm“, (II. Stamm)
4. Anna, „um 1574“ verehelicht an „Peter Dümde zu Welsikendorf“, (III. Stamm)
5. Elisabeth, (ohne weitere Angaben)“
„Von der dritten Tochter, Elisabeth, wissen wir kaum etwas, und doch dürfte ihr Lebensweg gerade interessant sein und der zukünftigen Forschung manchen Anreiz bieten,“ schreibt er auf Seite 13. Und hat dann bei Gariel Rehan eine Überraschung parat, indem der aus den „Schulze-Annalen“ folgendes zitiert:
„Er [Gabriel Rehan] […] und ist seine Ehegattin gewesen eine Tochter des He[rrn] Andreas Gerickens, Sen[ator] und Rathsverwandter zu Jüterbog. Die Mutter aber des berühmten Coppehelens in Magdeburg, Schwester, und also aus Gräfendorf gebürtig und eines Bauern Tochter.
Dieser Gericke ist vorhero ein armer Tropf und Salzführer auf dem Damm gewesen. Da er eben nachgehends von seinem Schwager in Magdburg Secundirat worden, auch sonsten gute naturelles gehabt, ist er zu feinen Mitteln kommen auch Rathsherr worden, und sein Sohn anderer Ehe Bürgermeister worden.
Wie wohl vorgesagter Andreas Gericke sen. gar zeitlich, nämlich anno 1594 verstorben.“
Wegener schließt aus diesen Angaben: „Bei dieser Koppehele-Tochter, also der Schwester von George Koppehele, dürfte es sich um obige Elisabeth K. gehandelt haben. Sie müßte demnach vor 1593 verstorben sein.“
Und damit sind wir bei Elisabeth Koppehele gelandet.
Vergleicht man Wegeners Funde in den Schulze-Annalen mit den oben zu sehenden Scans (Signatur 3248_180 und 3248_335), dann liegt der Schluss nahe, dass es sich bei oben genannter Anna wirklich um einen Irrtum des Schreibers gehandelt haben muss und der Name eigentlich Elisabeth heißen müsste.
Mit den Angaben von Wegener und jenen Schriftstücken zu Elisabeth und ihren Lebensumständen gewonnen.
Das Geburtsdatum Elisabeths ist leider nicht bekannt. Sie dürfte aber das letzte und damit das jüngste Kind Hans Koppeheles gewesen sein. Einigermaßen sicher ist ihr Sterbejahr 1592. Nach ihrem Tod hat Andreas Gericke nochmals geheiratet. Aus dieser Ehe ging der Sohn namens Tobias (4.6.1594 – 16.9.1659) hervor, der Bürgermeister zu Jüterbog war.
Mit diesen gefundenen Angaben zu Elisabeth und ihren Nachkommen hat Frau Rainer begonnen den IV. Stamm zu erschließen. Dass sich nun aus all den vielen Daten, die wir bereits gefunden und eingearbeitet haben der IV. Stamm schlüssig belegen lässt, ist eine äußerst erfreuliche Entwicklung.